Eine große Herausforderung für Gemeinden
Bayerische Gemeinden stehen vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahre: der akute Mangel an Wohnraum, verschärft durch die Notwendigkeit, Geflüchtete menschenwürdig unterzubringen. Seit Monaten kämpfen viele Kommunen im Freistaat mit der zunehmenden Wohnungsknappheit, die bereits lange vor dem Ukraine-Krieg und den steigenden Flüchtlingszahlen ein drängendes Problem darstellte. Jetzt aber spitzt sich die Lage weiter zu.
Mit dem Zustrom von Geflüchteten, die aus Krisengebieten nach Deutschland kommen, wächst der Druck auf den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt. Viele Gemeinden haben bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen: Turnhallen wurden temporär umfunktioniert, Containerdörfer eingerichtet, und leerstehende Gebäude schnellstmöglich renoviert. Dennoch sind die Ressourcen begrenzt.
Demgegenüber steht, dass es in vielen bayerischen Städten erhebliche Leerstände von Gebäuden und Wohnungen gibt, obwohl – wie bereits erwähnt – die Nachfrage nach Wohnraum für Asylsuchende und Flüchtlinge weiter steigt. Laut Sophie Menner (BR24, 18.07.24) betont Matthias Günther, Geschäftsführer des Pestel Instituts: „Drei Prozent verfügbare Wohnungen als Leerstand sind notwendig, damit die Menschen überhaupt umziehen können und damit auch grundlegende Modernisierungen durchgeführt werden können.“ Weiterhin führt Menner (BR24, 18.07.24) auf, dass in München etwa die Hälfte der Wohnungen, die länger als drei Monate leer stehen, aufgrund von Baumaßnahmen leer stehen. Der Sozialverband VdK geht zudem davon aus, dass bis 2030 ein zusätzlicher Bedarf von bis zu 5 Millionen barrierefreien und barrierearmen Wohnungen für Menschen mit Behinderungen sowie kranke und ältere Menschen entstehen wird.
Lassen sich Unterkünfte für Geflüchtete und barrierefreie Wohnungen vereinen?
Für die bayerischen Kommunen ergibt sich aus der Wohnraumknappheit eine doppelte Herausforderung: Sie müssen nicht nur den steigenden Bedarf an Unterkünften für Geflüchtete decken, sondern auch den wachsenden Bedarf an barrierefreien Wohnungen berücksichtigen. Angesichts der alternden Bevölkerung wird die Nachfrage nach solchen Wohnungen in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Kommunen stehen damit vor der Aufgabe, langfristige Konzepte zu entwickeln, die beide Bedürfnisse miteinander in Einklang bringen.
Wohnraummangel kreativ lösen: Die große Chance für Städte und Gemeinden
Die Herausforderung besteht darin, den Leerstand von Wohnungen und den zusätzlichen Bedarf an barrierefreien Wohnungen in bayerischen Städten zu reduzieren, indem diese barrierefrei saniert und vorübergehend zur Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen genutzt werden. Es gilt, eine Lösung zu finden, die sowohl den Wohnraumbedarf dieser Gruppen deckt als auch die finanziellen Verluste und die ineffiziente Nutzung des Leerstands minimiert. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die Wohnungen auch langfristig für ältere Menschen attraktiv bleiben und die Wohnqualität erhalten bleibt.
Das Ziel ist es, eine Win-Win-Situation zu schaffen, indem leerstehende seniorengerechte Wohnungen zeitweise zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Dadurch soll der vorhandene Wohnraum bestmöglich genutzt und die Integration der Asylsuchenden in bestehende Wohnquartiere gefördert werden. Langfristig sollen die Wohnungen nach Bedarf wieder an Senioren vermietet werden können, ohne dass diese durch den vorübergehenden Einsatz an Wert oder Funktionalität verlieren. Die Maßnahme zielt zudem darauf ab, den sozialen Zusammenhalt in den Gemeinden zu stärken und Ressourcen effizienter einzusetzen.
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Artikel BR
Bayerisches Staatsministerium Pressemitteilung